Mobile Payment wird zum Erfolgsfaktor

Mobiles Bezahlen mit einem Smartgerät hat – auch unter dem Einfluss der Corona-Pandemie – nicht nur Münzen und Scheine verdrängt, sondern auch dem „Plastikgeld“ in Form von Debit- und Kreditkarten Marktanteile abgenommen. Trotzdem ist Deutschland auf diesem Gebiet noch Entwicklungsland. Bargeld war im vielen Teilen der Welt nicht gestern, sondern vorgestern, hat aber im Deutschland immer noch seinen festen Platz. Wie lange noch?

Aufklärung gegen Sicherheitsbedenken

86 % der Deutschen über 14 Jahre nutzen bereits ein Smartphone. Mehr als zwei Drittel dieser Zielgruppe kann sich künftig eine Nutzung von Mobile Payment vorstellen – und zwar nicht nur für typische Leistungen wie den Kauf eines neuen Klingeltons, sondern für alltägliche Bezahlvorgänge an der Supermarktkasse. Dennoch werden die heute bereits angebotenen Dienste nur in geringem Umfang genutzt. Nur ein Viertel derjenigen, die Apple Pay kennen und auf ihrem Gerät zur Verfügung haben, bezahlen auch wirklich auf diesem Weg. Bei Android-Smartphones sind sogar nur 13 % mit Google Pay aktiv. Sicherheitsbedenken werden bei den Hinderungsgründen oft an erster Stelle genannt. Dabei bezeichnen Experten Mobile Payment im Vergleich mit einer Kartenzahlung sogar als die sicherere Lösung. Hier sind die Anbieter gefordert, die nötige Aufklärungsarbeit zu leisten und auch bezüglich der Nutzung von Daten zum Kaufverhalten Vertrauen zu schaffen.

Technische Ausrüstung ist vorhanden

Werfen wir einen Blick nach China: Dort sind die Anbieter Alipay mit 55 % und WeChat Pay mit 40 % Marktanteil führend. Beide zusammen haben rund 1,5 Milliarden Nutzer weltweit. Akzeptanzstellen gibt es auch bei uns, zum Beispiel an Flughäfen für chinesische Touristen. Die Zahlungsströme der beiden Unternehmen dürften mittlerweile einen Wert von umgerechnet 15 Billionen Euro pro Jahr überschritten haben. Davon kann man in Europa nur träumen. Drei von vier Kassen in Deutschland sind technisch vorbereitet auf Mobile Payment, die meisten Smartphones verfügen über einen NFC-Chip, ansonsten können sie aber zumindest einen QR-Code lesen. Trotzdem gehen in der Hälfte der Fälle Scheine und Münzen über die Ladentheke.

Standardisierung ist noch Zukunftsmusik

Neben den Bedenken der Kunden, gerechtfertigt oder nicht, spielt die Vernetzung zwischen Banken und Zahlungsdienstleistern eine entscheidende Rolle. Die überarbeitete EU-Richtlinie 2015/2366, besser bekannt als Zahlungsdienstleisterrichtlinie PSD2, verpflichtet die Kreditinstitute schon seit 2019 zur Bereitstellung einer Schnittstelle. Auf dem Weltmarkt gibt es verschiedene Zusammenschlüsse, unter anderem die Mobile Wallet Collaboration, an der neben dem erwähnten chinesischen Alipay sechs europäische Unternehmen beteiligt sind. Deutschland ist an der European Mobile Payment Systems Association (EMPSA) in Zürich beteiligt. Ein einheitlicher Bezahlstandard hat sich dennoch nicht durchgesetzt. Insellösungen gibt es zum Beispiel mit Deutsche Bank Mobile, dem mobilen Bezahlen der Sparkassen und Payback Pay. Andere Anbieter, etwa der Hoffnungsträger Vodafone Wallet, sind bereits wieder verschwunden. Mit rund achthundert Mitgliedern aus dem Bereich Handel, Dienstleistungen und Produktion ist das EHI Retail Institute einer der in der Öffentlichkeit unbekannten, aber hinter den Kulissen sehr aktiven Unterstützer von Mobile Payment. Ein Leitfaden soll vor allem kleinen und mittleren Unternehmen zeigen, wie sie trotz heterogener Anwendungslandschaften erfolgreich im Mobile Payment unterwegs sind und ihre künftigen Wettbewerbschancen damit maßgeblich verbessern.

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