Erfolgreiches Führen kann man lernen

Der nächste Karriereschritt ist zum Greifen nah: Ihr Arbeitgeber bietet Ihnen eine Position mit Personalverantwortung an. Oder Sie haben sich erfolgreich auf eine externe Stellenausschreibung beworben. Es fehlt nur noch der letzte Schritt: Ihre Zusage. Sie zweifeln, ob Ihnen der Sekt auf der Beförderungsfeier schmecken wird? Stolz auf das Erreichte und Angst vor der eigenen Courage liefern sich einen inneren Kampf? Packen Sie die Gelegenheit beim Schopf. Vielleicht gibt es keine zweite Chance. Sicher, ein wenig Chef-Blut muss in Ihren Adern fließen. Aber wichtige Verhaltensweisen kann man in einem Vom Mitarbeiter zur Führungskraft Seminar lernen. Akzeptanz ist besonders wichtig, wenn Sie die bisher gleichgestellten Kolleg*innen erfolgreich führen wollen.

Authentisch bleiben

Mit dem Rollenwechsel werden Sie hoffentlich nicht zu einem anderen Menschen. Bleiben Sie sich treu, das ist auch für die Mitarbeitenden ein wichtiger Ankerpunkt. Das heißt aber nicht, dass Sie sich kumpelhaft anbiedern sollen. Sie sind nun derjenige, der Ziele setzt, strategisch denkt, Entscheidungen trifft, Aufgaben verteilt und – vielleicht der schwierigste Teil – Kritik im Positiven wie im Negativen übt. Führung erfordert geschickte Kommunikation, die Sie in einem Seminar für Führungskräfte erlernen oder verbessern können. Interessant sind auch ein Development Center Ihres HR-Bereichs oder ein Mentoring durch einen erfahrenen Team- oder Abteilungsleiter im Unternehmen. Idealerweise wird Ihnen hier der Spiegel vorgehalten: Wie wirke ich auf andere? Was kann ich in verbaler und non-verbaler Kommunikation verbessern, um zu überzeugen, statt zu überreden? Wie zeige ich Empathie und Menschlichkeit, ohne mich vor jeden Karren spannen zu lassen, den ich gar nicht ziehen will?

Der Chef ist nicht der erste Sachbearbeiter

Vor vielen Jahren trug eine Karrierebibel den Titel „Ein Arbeitssüchtiger als Chef muss weg“. Diese Weisheit gilt in unserer modernen Arbeitswelt umso mehr. Werfen Sie einen Blick auf die Vergabe der Ministerämter in der Ampelkoalition: Nicht immer geht es um Sachkenntnis, vielmehr um Weitsicht, diplomatisches Geschick – und eben um Führungsstärke. Solide Fachkenntnisse sind hilfreich, damit man Ihnen in Besprechungen nichts vormachen und das Blaue vom Himmel zusammenfantasieren kann. Aber Sie müssen und sollen nicht alles besser wissen. Mitarbeitende würden dies möglicherweise als mangelndes Vertrauen empfinden. Und die typische, sogar verständliche Reaktion ist: Lass es den Chef doch gleich selbst machen. Dann kommt es dazu, dass Sie morgens der Erste und abends der Letzte in der Firma sein werden. Work-Life-Balance? Fehlanzeige. Aber auch als Führungskraft haben Sie ein Recht auf Freizeit und Familie.

Loyalität in zwei Richtungen

Vor allem Führungskräfte auf einer F2-Ebene (Team- oder Gruppenleiter) fühlen sich oft zwischen zwei Stühlen. Das Management stellt Anforderungen, die Mannschaft meutert wegen Arbeitsdruck und Überstunden, die Mitbestimmung hinterfragt kritisch die Personalausstattung des Bereichs und zeigt sich wenig offen für Genehmigung von Mehrarbeit. Sorgen Sie dafür, möglichst erst gar nicht in einen Loyalitätskonflikt zu geraten. Durchsetzungsvermögen müssen Sie nicht nur als Teil Ihres Führungsstils gegenüber Mitarbeitenden zeigen. Auch Neinsagen bei Vorgesetzten kann man lernen. Es schadet Ihnen nur, wenn Sie Dinge versprechen, die sich nicht halten lassen. Zeit für Aufwandsschätzung und Besprechung einer Priorisierung dürfen Sie jederzeit einfordern.

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