Eine schnelle Reaktion auf neue Marktbedingungen und eine geänderte Auftragslage ist zum entscheidenden Erfolgsfaktor für Unternehmer geworden. Zeitarbeit schafft die nötige Personaldecke, um kurzfristig Produktionskapazitäten zu erhöhen, ohne sich langfristig zu binden. Auch für die Arbeitnehmer bietet Zeitarbeit erhebliche Vorteile. Rund zwei Drittel der Menschen waren unmittelbar vor Aufnahme der Zeitarbeit nicht in einem Arbeitsverhältnis.
Einheitlicher europäischer Rechtsrahmen
Zeitarbeit hat drei Beteiligte: Das Zeitarbeitsunternehmen ist Arbeitgeber des Zeitarbeitnehmers. Dafür benötigt es eine Erlaubnis nach dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG). Der Einsatzbetrieb (Kundenbetrieb, Entleiher) ist der Arbeitsort, aber seinen Lohn erhält der Zeitarbeitnehmer vom Zeitarbeitsunternehmen. In Deutschland gibt es Zeitarbeit zwar schon seit rund hundert Jahren, aber erst mit dem Wegfall des Vermittlungsmonopols der Bundesanstalt für Arbeit 1994 und dem Streichen der Höchstüberlassungsdauer von zwölf Monaten 2004 gewann die Arbeitnehmerüberlassung auf Zeit in vielen Wirtschaftsbereichen an Bedeutung. Seit 2008 gibt es zudem eine EU-Richtlinie zur Zeitarbeit. Freiburg beispielsweise liegt nicht weit von der französischen Grenze entfernt, und auch die Schweiz ist nahe. Zeitarbeit aus Deutschland ist in beiden Ländern möglich, obwohl die Schweiz nicht zur EU gehört. Personenfreizügigkeit auch mit den EFTA-Staaten und ein Diskriminierungsverbot in der Schweiz schaffen hier einen grenzüberschreitenden Arbeitsmarkt.
Kostenersparnis ist kein entscheidender Grund
Hartnäckig hält sich ein negatives Bild von Zeitarbeit als Form des Lohndumpings. Die Fakten sprechen dagegen: Der gesetzliche Mindestlohn ist auch für Zeitarbeitsverhältnisse maßgeblich. Grundsätzlich gilt außerdem das Equal-pay-Prinzip. Das heißt, Zeitarbeitnehmer müssen für vergleichbare Tätigkeiten genauso bezahlt werden wie die Stammbelegschaft. Eine Ausnahme gibt es nur für Tarifverträge zur Zeitarbeit. Gibt es große Unterschiede zwischen den Tarifverträgen für eigene Mitarbeiter und Zeitarbeit, wird die Tariflücke durch Branchenzuschläge reduziert. Je länger der Einsatz dauert, desto mehr nähern sich die Bezüge an. Der Verrechnungssatz zwischen Zeitarbeitgeber und Kunde ist höher als der eigentliche Lohn des Zeitarbeitnehmers. Mit dem Aufschlag werden interne Kosten des Zeitarbeitgebers ausgeglichen, vor allem aber Arbeitgeberanteile zum Sozialversicherungsbeitrag und Lohnfortzahlung im Urlaub oder bei Krankheit. Außerdem bildet der Zeitarbeitgeber Rücklagen für sogenannte verleihfreie Zeiten, in denen der Zeitarbeitnehmer seinen Vergütungsanspruch behält.
Überwiegend qualifizierte Arbeitnehmer
Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass sich durch Zeitarbeit langfristig keine Personalkosten einsparen lassen. In verschiedenen Studien wurden Unternehmen nach den Gründen für die Beschäftigung von Zeitarbeitnehmern befragt. Zwischen 70 % und 90 % der Befragten nannten Flexibilität als wichtigsten Einsatzgrund. Zwar werden rund 30 % der Zeitarbeitnehmer als Hilfskräfte eingesetzt – das bedeutet aber umgekehrt, dass 70 % für ihre Tätigkeit im Kundenunternehmen eine besondere fachliche Qualifikation benötigen, zum Beispiel als Facharbeiter, Buchhalter oder Ingenieur. Wie oft der Einsatzort wechselt, hängt von der jeweiligen Tätigkeit ab. Krankheitsvertretungen können recht schnell enden, eine Vertretung während Mutterschaft und Elternzeit währt dagegen meist ein bis zwei Jahre. Projektbezogene Einsätze sind kurz- oder langfristig möglich. Im Gegensatz zu einer befristeten Beschäftigung bleibt der Zeitarbeitnehmer üblicherweise beim Zeitarbeitgeber beschäftigt, auch wenn der Einsatz im Kundenbetrieb endet. Der Zeitarbeitgeber sucht aktiv nach einem passenden neuen Betrieb. Nicht selten ist Zeitarbeit das Sprungbrett in eine Festanstellung, wenn die verrichtete Arbeit im Einsatzbetrieb dauerhaft anfällt. Jeder dritte Zeitarbeitnehmer kommt über die Brücke der Zeitarbeit zu einer Festanstellung. Wichtig für Entleiher: Passt der Zeitarbeitnehmer langfristig in das Unternehmen, gibt es in der Regel keine Probleme mit einer Übernahme. Zeitarbeit ist deshalb eine perfekte Möglichkeit, Fachkräfte zu gewinnen, die den Betrieb kennen und ihre Arbeitsqualität bereits unter Beweis gestellt haben.
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